14. Obermeistertag des Handwerks am 21. November 2012 zum Thema "Berufliche Bildung"
Der diesjährige Obermeistertag des Handwerks hat gezeigt: Beim Thema Berufliche Bildung herrscht Einigkeit.
Der zunehmende Fachlehrermangel und der damit einhergehende Unterrichtsausfall gefährden das duale System der Beruflichen Bildung. Sowohl für die jungen Menschen im Land als auch für die Wirtschaft ist eine qualitative Ausbildung unerlässlich, um zukunftsfähig zu bleiben.
Deshalb sollte das Land endlich seine Verantwortung wahrnehmen und eine qualitativ hochwertige Ausbildung an den Berufsschulen herstellen, die den immer anspruchsvolleren Ausbildungsberufen auch gerecht wird.
Insofern begrüßt das Handwerk die Entscheidung des Ministers für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mathias Brodkorb ausdrücklich, die Planung der Berufsschulstandorte beziehungsweise die Schulnetzplanung zurück in die Verantwortung des Bildungsministeriums zu holen.
Eine einhellige Forderung des Obermeistertages des Handwerks ist die Zentralisierung der Berufsschulstandorte in den einzelnen Berufsfeldern. Dazu bedarf es jedoch einer landesweiten und fachlich fundierten Entscheidung für bestimmte Berufsschulstandorte.
Hier bieten die Handwerksorganisationen gern ihre Beteiligung an, damit bei der Gestaltung der Berufsschullandschaft allgemeine und fachliche Gesichtspunkte dementsprechend berücksichtigt werden. Durch die Zusammenführung von affinen Berufsbildern, z. B. im Nahrungsmittelhandwerk und in SHK-, Elektro- und Informationstechnischen Handwerken, aber auch durch die Ausbildung von kaufmännischen und gewerblichen eines Berufsfeldes an einem Standort, könnten Synergien bewirkt und die wenigen vorhandenen Fachlehrer effizienter eingesetzt werden.
Die für das Frühjahr angekündigte Fachkonferenz des Bildungsministeriums stellt eine gute Möglichkeit dar, diese und andere Maßnahmen voranzutreiben, um dem „Mauerblümchendasein“ der Beruflichen Bildung endlich ein Ende zu setzen.
Auf dem Obermeistertag informierte Christoph Möller, Leiter der Arbeitsagentur Rostock, das Handwerk zur Fachkräftesituation und zu den erwartenden Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern. Wenn Sie die Präsentation zum Vortrag als Datei erhalten möchten, können Sie sich gern an den Wirtschaftsverband Handwerk Mecklenurg-Vorpommern per E-Mail wenden: wvh@nordhandwerk.de.
Ich begrüße Sie zur Pressekonferenz zum 14. Obermeistertag des Handwerks, der morgen von 13 bis 15 Uhr im Bürgerhaus Güstrow stattfinden wird.
Das diesjährige Thema ist die Berufliche Bildung.
Die Leistungsfähigkeit der Beruflichen Schulen im Lande bereitet dem Handwerk zunehmend Sorgen. Für die zahlreichen ausscheidenden Fachlehrer stehen viel zu wenige Nachwuchslehrer bereit. Das hiesige Bildungsministerium hat erklärt, dass bis zum Jahr 2020 für die Beruflichen Schulen in öffentlicher Trägerschaft 1.100 neue Berufsschullehrer benötigt werden.
Ohne eine ausreichende Zahl an qualifizierten Fachlehrern an den Beruflichen Schulen des Landes ist das duale System der Beruflichen Bildung auf Dauer nicht lebensfähig.
Deshalb haben die einladenden Partner des Handwerks, das heißt der Wirtschaftsverband Handwerk M-V, die Arbeitsgemeinschaft der Kreishandwerkerschaften, die Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern und die Handwerkskammer Schwerin, gemeinsam wichtige Handlungsschwerpunkte für die Berufliche Bildung erarbeitet.
Wir sind sehr erfreut, dass der Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Mathias Brodborb, an der Diskussion beim Obermeistertag teilnehmen wird.
Bildungspolitik ist Landesaufgabe. Deshalb hat das Land die Aufgabe und die Verantwortung eine qualitativ hochwertige Ausbildung an den Berufsschulen sicherzustellen, die den immer anspruchsvolleren Ausbildungsberufen gerecht wird.
Als Präsident des Wirtschaftsverbandes Handwerk verspreche ich hier: Die Unternehmen des Handwerks in Mecklenburg-Vorpommern werden auch zukünftig ausreichend Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen.
Daher fordere ich die Landesregierung auf, endlich die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, damit eine qualitativ hochwertige Ausbildung im Handwerk sichergestellt ist.
Angesichts der demografischen Entwicklung ist eine Zentralisierung der Berufsschulstandorte unabwendbar. Die Qualität der Ausbildung ist nur so zu gewährleisten. Die einleitenden Berichte aus den Fachverbänden des Handwerks und den Kreishandwerkerschaften werden morgen diese und andere Fragen behandeln und auch fach- oder organisationsspezifische Lösungsvorschläge eröffnen.
Eine Zentralisierung der Berufsschulstandorte bedeutet aber gleichzeitig auch längere Fahrtwege und die Schaffung von weiteren Unterbringungsmöglichkeiten für die Auszubildenden. Der Wirtschaftsverband Handwerk spricht sich deshalb für eine elternunabhängige finanzielle Förderung der Fahrt- und Unterbringungskosten aus, an der sich auch die Unternehmen beteiligen.
Der erste Punkt der Handlungsschwerpunkte ist für uns Unternehmer der wichtigste: die Verbesserung der Attraktivität der Ausbildung im Handwerk. Bedenklich ist in diesem Zusammenhang, dass wir in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern die geringste Schulabsolventenzahl seit der Wiedervereinigung haben.
Angesichts dieser Entwicklungen wird der Leiter der Arbeitsagentur Rostock, Christoph Möller, zu Beginn des Obermeistertages anhand eines kurzen Vortrages aufzeigen, welche Auswirkungen der demografische Wandel auf den Ausbildungsmarkt und letztlich auf die Fachkräftesituation in Mecklenburg-Vorpommern hat.
Inzwischen leiden nicht wenige Handwerksbetriebe bei uns erheblich darunter, dass sie kaum genug Auszubildende oder Facharbeiter finden. Während Großunternehmen mit höheren Gehältern qualifizierte Bewerber anlocken oder Standorte ins Ausland verlagern, kann das Handwerk nicht derart auf dieses Problem reagieren. Das Handwerk hat überdies ein Imageproblem. Die Imagekampagne des Handwerks ist deshalb ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, um Jugendlichen zu zeigen, welche Bedeutung das Handwerk für den Alltag hat - als Wirtschaftsmacht von nebenan.
Meine Damen und Herren, das hiesige Wirtschaftsministerium schreibt auf seiner Internetseite, dass das Handwerk der Motor der Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern ist. Dann erwarte ich aber auch, dass die Landespolitik das Handwerk und seine Bedeutung auch dem entsprechend darstellt - beispielsweise in dem vor kurzem neu eröffneten Landeszentrum für Erneuerbare Energien in Neustrelitz.
Im Jahr 2020 werden erneuerbare Energiequellen circa 116 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen – und bedienen dann mehr als ein Drittel des deutschen Gesamtverbrauchs. Damit die Energiewende wie geplant gelingt, sind das Know-how und die Innovationskraft des Handwerks gefragt: Ob Sonne, Wind, Wasser, Biomasse oder Geothermie – schon heute installieren zahlreiche Handwerksbetriebe (auch aus Mecklenburg-Vorpommern) den Großteil der umweltfreundlichen Technologien und tragen mit eigenen Entwicklungen dazu bei, dass Energietechnik “Made in Germany” weltweit gefragt ist.
Wieso wurde diese Entwicklung im neuen Landeszentrum für Erneuerbare Energien in keinster Weise dargestellt? Ist es nicht auch notwendig zu zeigen, welche Bedeutung das Handwerk bei der Umsetzung der Energiewende einnimmt?
Kinder und Jugendliche würden dann erfahren, welche Menschen beziehungsweise Berufsgruppen die Energiewende überhaupt erst möglich machen, und können vielleicht so ein Interesse am Handwerk entwickeln. Geben wir ihnen die Möglichkeit dazu!
Das Handwerk - meine Damen und Herren - ist ohne Nachwuchs nicht zukunftsfähig. Es gibt in Mecklenburg-Vorpommern mehr als 2.000 Jugendliche die über keine Ausbildung verfügen. Darunter allerdings auch viele, die über keine Ausbildungsreife verfügen.
Es ist an der Zeit, dass die Politik hier handelt und für diese jungen Menschen nachhaltige Lösungen findet. Das Handwerk kann ihnen dann auch eine qualitative Ausbildung und damit eine Perspektive bieten.