Das Handwerk fordert von der Landesregierung ein klares Bekenntnis zu einer Kultur der Selbständigkeit

Wirtschaftsminister Harry Glawe hat in seinem Interview „Existenzgründer in Handel und Service haben gute Chancen“ in der Ostsee-Zeitung vom 3. September 2013 mehr Existenzgründungen gefordert.

„Nun, wenn Minister Glawe Existenzgründungen fordert, muss er auch entsprechende Rahmenbedingungen schaffen“, entgegnet Michael Roolf, Präsident des Wirtschaftsverbandes Handwerk Mecklenburg-Vorpommern.

Das neue Mittelstandsförderungsgesetz sollte dafür eigentlich als Grundlage dienen, indem es eine zukunftsorientierte Wirtschafts- und Strukturpolitik des Landes vorgibt, die den Mittelstand nachhaltig stärken und u. a. Existenzgründungen erleichtern soll.

Aber wie soll das funktionieren, wenn es dem Gesetzentwurf an einem klaren Bekenntnis zu einer Kultur der Selbstständigkeit fehlt. Wenn er nicht wie von der Wirtschaft gefordert, den grundsätzlichen Vorrang der Privatwirtschaft gegenüber der wirtschaftlichen Betätigung der öffentlichen Hand beinhaltet. Darüber hinaus und das ist weitaus ärgerlicher, besteht keine rechtlich zwingende Bindung für die öffentliche Hand, dieses Gesetz überhaupt einzuhalten.

Scheinbar hatte die Landesregierung nicht den Mut eine entsprechende Selbstverpflichtung der öffentlichen Hand zu wagen.

„Schade!“, meint Michael Roolf, „So droht das Mittelstandsförderungsgesetz zu einer Art ,Scheingesetz‘ zu verkommen, welches letztlich wirkungslos bleibt. Die Landesregierung hat hier eine echte Chance vergeben.“

Bei Existenzgründungen im Handwerk und für das Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt gilt für die Zukunft: Qualität statt Quantität. Um angesichts des demografischen Wandels wettbewerbsfähig zu bleiben, ist die Sicherstellung bestimmter Qualitätsstandards erforderlich. Dies kann langfristig nur bei größeren Betriebsstrukturen gelingen. Insofern ist eine generelle Förderung von Existenzgründungen von sogenannten Kleinst-Betrieben mit ein oder zwei Mitarbeitern zumindest im Handwerk längst nicht mehr zukunftsfähig.

„Zur Sicherstellung von bestimmten Qualitätsstandards im Handwerk, entwickeln und gestalten bereits die jeweiligen Innungen die entsprechenden Rahmenbedingungen. Diese Strukturen gilt es zu stärken“, fordert Michael Roolf, „anstatt ständig extern, neue Audits und Zertifizierungen zu entwerfen.“

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